Biographie

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Verzeichnis aller gedruckten Kompositionen bei Schott Music

Benjamin Schweitzer, geboren 26.7.1973 in Marburg, absolvierte nach frühzeitig begonnenem Instrumentalunterricht von 1989-1993 ein Vorstudium in den Hauptfächern Komposition/Musiktheorie und Klavier an der HfM Lübeck. Erste Aufführungen und Prämierungen seiner Kompositionen fanden bereits während dieser Zeit statt.

Nach Abitur und Zivildienst studierte Schweitzer von 1993-1998 Komposition (bei Wilfried Krätzschmar), Musiktheorie (bei Jörg Herchet) und Dirigieren (bei Christian Kluttig) an der HfM Dresden. 1998-2000 absolvierte er die Meisterklasse für Komposition in Dresden und bei Paavo Heininen an der Sibelius-Akademie Helsinki/Finnland.

Während seines Studiums und auch in den Jahren danach war Schweitzer gelegentlich als Pianist und Dirigent vor allem im Bereich zeitgenössischer Musik tätig. 1997 gründete er als künstlerischer Leiter das Dresdner ensemble courage, das sich bald einen überregionalen Ruf erwarb und mit einem Förderpreis der Ernst-von-Siemens-Musikstiftung 2001 und dem Förderpreis der Landeshauptstadt Dresden 2004 ausgezeichnet wurde. Ende 2005 gab Schweitzer die Leitung des Ensembles ab, um sich vorrangig auf seine Arbeit als Komponist konzentrieren zu können. Mit der interimistischen Projektleitung des Festivals „Nordischer Klang“ in Greifswald 2017 übernahm er erneut eine anspruchsvolle Tätigkeit im Kulturmanagement.

Kompositionsaufträge erhielt Schweitzer unter anderem vom Siemens Arts Program, dem Konzerthaus Berlin, der Münchener Biennale, der Bayerischen Staatsoper, dem Opernhaus Chemnitz, dem Philharmonischen Orchester Vorpommern, DeutschlandRadio Berlin, dem Mitteldeutschen Rundfunk, dem Europäischen Zentrum der Künste Hellerau und Spektrum Villa Musica Rheinland-Pfalz. Seine Werke wurden bei Festivals und Konzertreihen wie Lucerne Festival, Berliner Festspiele, Wien Modern, Weltmusiktage der IGNM, Nordic Music Days, UltraSchall, Time of Music Viitasaari, Huddersfield Festival, Dresdner Tage der zeitgenössischen Musik und Heidelberger Frühling aufgeführt; 2007 fand ein Porträtkonzert in der Reihe Klangspuren PLUS der Münchener Biennale statt.

Neben Lehrtätigkeiten an der Hochschule für Musik, der Technischen Universität Dresden und der Universität Tartu/Estland erhielt Schweitzer Einladungen zu Kongressen und Symposien, hielt zahlreiche Vorträge und Workshops an Universitäten, Musikhochschulen und Kulturinstituten und publizierte in deutschen und ausländischen Fachzeitschriften. Beim Kammermusikkurs des Deutschen Musikrates 2001 und beim Jeunesse Moderne-Kurs Weikersheim 2003 war er Dozent und composer-in-residence, außerdem wurde er zu spartenübergreifenden Akademien wie Choreographen und Komponisten (AdK Berlin 2002) und Opernwerkstatt Ligerz (2005 und 2008) eingeladen. 2009 und 2021 unterrichtete er bei der Kompositionswerkstatt für die Preisträger des Bundeswettbewerbs Komposition in Weikersheim.

Schweitzers Werke wurden in zahlreichen Konzerten in ganz Deutschland und im Ausland (Österreich, Schweiz, Frankreich, Italien, Schweden, Finnland, Dänemark, Island, England, Niederlande, Polen, Tschechien, Slowakei, Serbien, Slowenien, Albanien, Kanada und den USA) aufgeführt und von deutschen und internationalen Rundfunkanstalten gesendet.

Das Hauptgewicht von Schweitzers Arbeit liegt auf dem Gebiet der Kammer- und Ensemblemusik. Wichtige Werke dieser Gattungen sind u.a. achteinhalb für Ensemble ohne Schlagzeug (2007), holzschnitt für 14 Streicher (2008), Landscape With Deserted House (2010) und das Streichquartett A Portrait of the Artist as an Old Man in a Three-Piece Suit (2015), Drift [I] für Violoncello solo (2017) und Geisterseher (Grand Scherzo) für Violine und Klavier (2020). Bereits mit der frühen Kammeroper Jakob von Gunten auf ein eigenes Libretto nach Robert Walser (1996-98) begann er sich auch dem Musiktheater zuzuwenden; inzwischen liegen vier Bühnenwerke vor, darunter die Operette Südseetulpen (2012-14). In Zusammenarbeit mit dem Choreographen Martin Nachbar enstanden mehrere Projekte, darunter das abendfüllende Tanz/Musiktheater nach Hause (2010). Großen Orchesterbesetzungen widmet sich Schweitzer hingegen seltener; mit volapük (2011/12) und dem Bassklarinettenkonzert Umbra Antumbra Penumbra (2020) liegen aber auch auf diesem Gebiet repräsentative Arbeiten vor.

Heute umfasst Schweitzers Werkverzeichnis etwa 60 Kompositionen, die eine große Vielfalt an Gattungen, Besetzungen und kompositorischen Techniken abdecken – von der extrem genau ausdifferenzierten Notation bis zur gelenkten Improvisation – wobei Knappheit, Dichte und Effizienz im Einsatz der Mittel sowie der weitgehende Verzicht auf Elektronik und Multimediales ein durchgängiges Charakteristikum ist. Seit 1999 sind nahezu alle Kompositionen Schweitzers bei Schott Music (Mainz) erschienen.

Unter den Preisen und Stipendien, mit denen Schweitzer ausgezeichnet wurde, sind u.a. der Förderpreis der Stadt Halberstadt (1991), der Förderpreis des Sächsischen Musikbundes (1999), ein Meisterklassenstipendium des Freistaates Sachsen (1999), das Stipendium Künstlerhaus „Chretzeturm“ Stein am Rhein (2001), Arbeitsstipendium der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen (2002), Stipendium „Cité Internationale des Arts” Paris (2004/05), Berliner Kompositionsstipendium (2006), Stipendium Deutsches Studienzentrum Venedig (2007), Niedersächsisches Nachwuchsstipendium Künstlerhof Schreyahn (2007/08), Wilfried-Steinbrenner-Stipendium (2009, Juror: Aribert Reimann), Stipendium Herrenhaus Edenkoben (2010, Juror: Peter Eötvös), EHF-Trustee-Stipendium der Konrad-Adenauer-Stiftung (2010/11), Villa Concordia-Stipendium (2013/14), Schloss Wiepersdorf-Stipendium (2015) und Saaren kartano-Stipendium der KONE Foundation (2020).

Benjamin Schweitzer arbeitet in zunehmendem Maße auch als Übersetzer aus dem Finnischen, vor allem von musikalischen und historischen Fachtexten sowie Opernlibretti. Von 2015-2018 reduzierte er seine Tätigkeit als Komponist vorübergehend, um ein Masterstudium der Fennistik und Skandinavistik in Greifswald und Tartu/Estland zu absolvieren. Ab dem Frühjahr 2021 konzentriert Schweitzer sich erneut für einige Jahre vorwiegend auf die linguistische Forschung und wird an der Universität Greifswald mit einer Arbeit über die Musikfachsprache des Finnischen promovieren.

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