Kanten. Konturen für Klarinette(n) und Akkordeon (2018)

Besetzung: Klarinetten (1 Sp. mit B-Klarinette, Bassklarinette und Kontrabassklarinette -ad lib.-), Akkordeon

Dauer: ca. 13 Minuten

Verlag: Schott Music

Auftragswerk des Duos Stock/Wettin für das Projekt “ RaumFarbKlang – Feininger now!, gefördert durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (Fonds zeitgenössische Musik) sowie die Kulturstiftung des Freistaates Thüringen

UA: Jena, 19.10.2018 (Susanne Stock/Georg Wettin)

Weitere Aufführungen:

Erfurt 20.11.2018
Weimar 25.10.2018, 18.12.2018
Apolda 26.10.2018
Altenburg 24.2.2019
Brandenburg 30.3.2019
Essen 13.4.2019
Kleve 14.7.2019
Löbau 21.8. 2019, Haus Schminke Löbau
Bautzen 6.9.2019, Museum Bautzen
Berlin 16.9.2019
Apolda 24.10.2019
Dessau 10.11. 2019, IMPULS im Bauhaus Dessau

Einführung

Nahezu alle meine Kompositionen haben einen außermusikalischen Bezugspunkt, der seine Prägung in Klang, Dramaturgie oder Struktur hinterlässt. Kanten. Konturen für Klarinetten und Akkordeon geht von Lyonel Feiningers Malerei aus, die mich schon seit meiner Kindheit fasziniert hat. Das Stück besteht aus fünf Abschnitten, die sich auf bestimmte Bilder oder Werkzyklen Feiningers beziehen. Drei davon haben einen direkten Bezug zu Thüringer Motiven (die Gelmeroda-Serie und die Barfüßerkirche in Erfurt), einer ist von Feinigers zahlreichen Segelboot-Gemälden angeregt und einer bezieht sich auf die besonders deutlich auf das Bauhaus bezogene Nächtliche Straße mit ihrer beleuchteten Häuserzeile. Die musikalische Reaktion auf diese Arbeiten ist jedoch eher indirekt und spiegeln meine persönlichen Eindrücke und Assoziationen: Die strengen, hohen Lichtschnitte, die Feiniger auf die Barfüßerkirche wirft, die überraschende Kantigkeit und Dramatik, die er aus den Gelmeroda-Dorfansichten gewinnt, die mediterrane Leichtigkeit der Segel vor blauem Hintergrund, die urbane Melancholie der nächtlichen Häuserfassaden. Jeder Abschnitt hat seinen charakteristischen Grundklang, wobei die „thüringischen“ Bilder eine gewisse Verwandtschaft untereinander aufweisen. Die Teile bilden einen ununterbrochenen Zyklus, in den an jedem Abschnittsbeginn eingestiegen werden kann. Zudem sollen zwei der Abschnitte an frei zu wählender Stelle ein zweites Mal gespielt werden. Durch die verschiedenen Register der Klarinetteninstrumente und die zahlreichen Registrierungsmöglichkeiten des Akkordeons verschiebt sich damit der Klang ständig in Oktaven nach oben oder unten. Mit diesem denkbar einfachen Mittel wird jedes „Bild“ in immer neuen Varianten anders ausgeleuchtet, und die Freiheit der Reihenfolge lässt in jeder Aufführung eine andere Gesamtdramaturgie entstehen, in der dem „zweiten Blick“ auf bereits Bekanntes eine besondere Rolle zukommt.