Sumpfgesang für Flöte, Baßklarinette/Baritonsaxophon und Streichtrio (2007, rev. 2008)

Besetzung: Flöte (auch Baßflöte), Baritonsaxophon (oder Baßklarinette), Violine, Viola, Violoncello

Dauer: ca. 10‘

Verlag: Schott Music

Auftragswerk der Bayrischen Staatsoper mit Unterstützung der Freunde des Nationaltheaters e.V.

UA: 31.1.2008, München (Mitglieder des Orchesters der Bayrischen Staatsoper)
UA revidierte Fassung: Düsseldorf 28.1.2012, notabu Ensemble/Mark-Andreas Schlingensiepen

Weitere Aufführungen:

Detmold 25.9.2013
Marienmünster 20.10.2013
Winterthur 10.5.2014 (Schweizer EA, Ensemble Horizonte, Dir. Jörg-Peter Mittmann)
Bern 11.5.2014
Dresden 12.3.2017

Rundfunksendungen:

5.3.2014, WDR

Werkeinführung:

Eine der großartigsten Passagen im Kalevala, dem finnischen Nationalepos, handelt davon, wie Joukahainen den alten weisen Sänger Väinämöinen zum Wettstreit auffordert und Väinämöinen ihn nach und nach bis zum Hals in den Sumpf singt.

Diese Szene mit ihrer Mischung aus Wucht und Komik ist großartig, birgt aber auch Gefahren: kaum etwas läge näher, als mit diesem Sujet im Hintergrund eine große, romantisch-expressive Kantilene vom Zaun zu brechen. Das erschiene mir jedoch konventionell und öde – Ausgangspunkt für Sumpfgesang ist vielmehr die Vorstellung, daß Väinämöinens Gesang keinesfalls im überkommenen Sinne melodisch ist und auch nicht in erster Linie oberflächlich durch Lautstärke wirkt.

Anstelle dessen tritt innere Spannung, Kraft und Vielfalt und eine streckenweise bizarre und brüchige musikalische Sprache, in der alles vordergründig ‚Melodische‘ strikt vermieden wird und dennoch ein ‚atmender‘ Spannungsbogen entsteht: die paradoxe Grundidee des Stückes ließe sich also als „Gesang ohne Melodie“ beschreiben.

Das Ensemble wird weitgehend in kleinere Einheiten aufgespalten, in denen jedoch nie eine einzelne Stimme dominiert; gerade die solistischen Einschübe sind besonders karg und reduziert gehalten. Statt weicher Übergänge zwischen den Abschnitten finden sich oft klare, rauhe Schnitte und Kontraste, aber im Detail ist die Klangsprache farbenreich und differenziert: so entsteht über die gesamte Dauer des Stückes eine intensive, spannungsgeladene Atmosphäre, deren Sogwirkung in einem unerwartet massiven Tutti-Abschnitt kumuliert.