Drohungen für Klarinette/Baßklarinette, Violine und Violoncello (2004)

UA: Wiesbaden, 14.1. 2005 (Ensemble Phorminx)

Weitere Aufführungen:

26.2.2005, Goch
28.2.2005, Tübingen
5.4.2005, Heidelberg (Heidelberger Frühling)
22.4.2005, Darmstadt
25.9.2005, Ravensburg
13.11.2005, Osnabrück
30.6.2006, Frankfurt
20.2.2009, Stuttgart
16.4.2013, München (Reihe Konzerte Junger Künstler der Siemens-Stiftung)
12.3.2017, Dresden

Verlag: Schott Music

Dauer: ca. 14 Minuten

CD: WERGO/edition neue zeitschrift für musik (Ensemble Phorminx)

Auftragswerk des Phorminx-Ensembles für das Projekt Max Beckmann/Apokalypse

Werkeinführung:

Der Eindruck, der von den Lithographien der Beckmannschen Apokalypse auf mich ausgeht, ist eine Mischung aus Faszination und Irritation. Die Thematik an sich und die Umstände der Entstehung, dazu die Texte, die im Hintergrund der Serie stehen, bilden ein Kraftfeld, dem man sich kaum entziehen kann.
Zugleich verwundert die Bildsprache der Blätter: es erstaunt die Tendenz zur Skizzenhaftigkeit, zum wie Dahingeworfenen, die oft holzschnittartig herben Konturen allerdings vermeiden andererseits den Eindruck jeder Flüchtigkeit. Aus den Bildern spricht eine unmittelbare Aggressivität und gleichzeitig oft eine seltsam distanzierte Symbolhaftigkeit.

Eine musikalische Auseinandersetzung und Bezugnahme war für mich kaum anders denkbar als in der Form des Versuchs, die Spannung dieser Situation in eine karge, reduzierte Klangwelt umzudeuten, in der auch für die Ansätze von Virtuosität und bewegten Texturen, die in meiner Musik sonst eine gewisse Rolle spielen, wenig Platz ist. Eine solche leise, differenzierte Artikulation in der Auseinandersetzung mit den kräftigen (Sprach-)Bildern dieser Apokalypse kann aber durchaus neue Aspekte freilegen.

Die formale und klangliche Gestaltung nimmt sowohl auf die Anzahl von 27 Bildern Bezug als auch auf die Tatsache, daß es sich bei Beckmanns Zyklus dennoch nur um „Stichproben“ aus dem Gesamttext in der Johannesoffenbarung handelt. Die Komposition besteht entsprechend aus 27 „Blättern“ – längeren Einzelklängen oder kurzen Folgen von Klangelementen oder Gesten –, die zu zwei Sätzen zusammengefaßt sind, die wiederum in ihrer Reihenfolge frei gespielt werden können: ähnlich, wie man einen Bilderzyklus etwa in chronologischer, systematischer oder zufälliger Reihenfolge betrachten kann. Das klangliche Material der Elemente wird dabei jeweils um einen bestimmten Aspekt kreisen, wobei insgesamt innerhalb des Stückes – angesichts der bei aller visionären Vielfalt ‚geschlossenen‘ Thematik – auf eine unangemessene Bandbreite und Buntheit der Klangsprache zugunsten intensiver Konzentration verzichtet wird.