Pits & Pendulums für Fagott und Zuspielband (2002)

Besetzung: Fagott, Vierkanalband (ADAT)

Aufführungsdauer: 13’30

UA: Chemnitz, 16.10.03 (Thomas Eberhardt, Fagott)

Weitere Aufführungen:

17.10.2003, Leipzig
28.9.2005, Dresden

Werkeinführung:

Pits & Pendulums entstand mit Unterstützung durch ein Arbeitsstipendium der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen im Studio für Elektronische Musik der HfM Dresden.

Beim Sichten der reichhaltigen Materialsammlung von Mehrklängen und geräuschhaft verfremdeten Tönen des Fagotts, die ich vorweg dazu aufgenommen hatte, stellte sich heraus, daß mit am Interessantesten der „Abfall“ der Aufnahmesitzung – Atemgeräusche, abbrechende oder mehrfach angesetzte Klänge, ein leises Lachen des Fagottisten (Thomas Eberhardt), Klappengeräusche – waren. Von den eingespielten Mehrklängen wurde nur ein Bruchteil verwendet, der, elektronisch weiterverarbeitet, schon eine enorme Vielfalt ergab. Ebenso intensiv wurden die „Nebenklänge“ der Tonentstehung bearbeitet und in den musikalischen Verlauf integriert.

Der Fagottpart ist – quasi als „Rückkopplung“ entsprechend stark geräuschhaft angelegt. Das Stück besteht aus insgesamt fünf Sätzen, deren Reihenfolge in jeder Aufführung neu festgelegt werden kann. Darunter ist jeweils ein Solo des Fagotts (Monolog) und ein reiner Bandabschnitt (Response), zwei Dialoge zwischen Fagott und Zuspielband und eine Improvisation, bei der der Fagottist variierte Fragmente aus den anderen Teilen frei zu einer eher flächigen Grundierung des Tonbandes kombinieren kann. Der Titel bezieht sich auf eine Erzählung von Edgar Allan Poe (The Pit and the Pendulum), in der der Kampf eines Gefangenen der spanischen Inquisition gegen eine raffinierte Hinrichtungsmaschine beschrieben wird, bei der ihm nur die Wahl zwischen dem Ertrinken in einem Brunnen und der Enthauptung durch ein Pendel mit scharfer Klinge bleibt: Sinnbild für die ständige ästhetische und technische Entscheidungssituation des Komponisten, aber auch für die Position des Interpreten zwischen Notentext und eigenen Wünschen, die in Musik mit Elektronik noch durch deren Einfluß verschärft wird.